Sonntag, 15. Februar 2009

Gemeinsamer Reisebericht vom 15. Februar

Der heutige Umzug von der Alp Grüm nach Brig ist geprägt von Höhen, Tiefen und Gegensätzen.

Dafür müssen wir früh aufstehen, schon um 7 Uhr gibt es Frühstück. Die von vielen erwartete Schneeschleuder erscheint pünktlich um 07.12 Uhr, fährt aber wieder nach Norden zurück, weil die Wetterverhältnisse vermehrt Verwehungen rings um den Lago Bianco erwarten lassen.

Dann verabschieden wir uns von Elisabeth Erber und den Minustemperaturen auf der Alp Grüm, kommen sicher bald wieder. Der Regio fährt verspätet, weil die AUsfahrweiche nach Ospizio Bernina zum wiederholten Mal von Hand vom Schnee befreit werden muss. Anscheinend hat Bruno, der RhB Streckenarbeiter den wir stets in Alp Grüm an der Strecke sahen, derzeit keinen Dienst. Damit haben wir heute unsere erste Verspätung, es wird nicht die letzte sein. Die Sonne steigt immer höher und verwandelt die tief verschneite Landschaft in ein strahlend weißes Gebilde, so dass man wegen der Helligkeit kaum die Augen aufbekommt.

Der Anschluss in Pontresina ist arg geschrumpft, aber trotzdem wurde die Verspätung dank der Fahrkünste des Tf stark reduziert. Mit schnellen Schritten durch den Tunnel klappt alles noch. In Samedan rätseln wir nur ein wenig über den Ort unserer Reservierungen, sonst ist alles prima. Das Wetter bleibt auch über die Albula schön und die üblichen Sehenswürdigkeiten strahlen im Sonnenlicht. Das Landwasserviadukt liegt leider noch ein wenig im Schatten. Entspannt erreichen wir Reichenau-Tamins, wo deutlich weniger Schnee liegt und es geht anschließend den Vorderhein die Rheinschlucht hinauf nach Disentis. Durch Verspätung, verursacht wohl durch einsteigende Wintersportler, schrumpft der dortige Anschluss auf Null, aber wir erreichen ihn. Hätte jemand daran gezweifelt?


Mit der MGB geht es über den Oberalppass nach Disentis, weiter durch immer tiefer verschneite Winterlandschaft und mit Schneehöhen bis über die Wagenfenster. Wintersportler steigen ein und aus und wir erreichen Andermatt mit +15 und verlassen es mit +8, es wird knapp werden in Göschenen...

Die Schöllenenschlucht ist gewohnt spektakulär, aber leider völlig im Schatten. In Göschenen wird im Augenblick unserer Ankunft unser Anschlusszug nach Locarno angekündigt und er fährt ein, während wir mit vollem Gepäck die Bahnsteigtreppe hochgerannt kommen. Leider müssen wir auch noch ans andere Ende des Bahnsteiges (wir bekommen unsere Reservierung 3x per Lautsprecheransage [deutsch, italienisch und deutsch] und zusätzlich per SMS auf das Handy des "Reiseleiters", gewohnt guter SBB-Service eben) und so fallen wir recht erschöpft in unsere Sessel. Gert Dieter unterhält uns während der Tunneldurchfahrt mit einem kleinen Vortrag. Teile der Gruppe nutzen mit Vorteil den ohne Zuschlag zu nutzenden Panoramawagen der die südliche Gotthardrampe noch spektakulärer erscheinen lässt.

Es handelte sich um das Gedicht "Unter der Erde" von Max Eyth, das den Durchstich des Gotthardtunnels am 29. Februar 1880 beschreibt, und das ich an Ort und Stelle vorgetragen habe. Wenn ich dazu komme, verlinke ich es noch, sonst sucht es selber.
Es ist in dem Buch "Hinter Pflug und Schraubstock" erschienen. (Gert Dieter)

Auch im Tessin scheint die Sonne weiter, der Schnee wird immer weniger und in Locarno haben wir beinahe schon Frühling. Leider genießen wir ihn nur einige Minuten, bis es in den unterirdischen Bahnhof der Centovalli-Bahn geht. Unsere Reservierung ist vorbereitet, der zweiteilige Zug ist sehr gut besetzt. Unterwegs sammeln wir ein paar Verspätungsminuten, aber das ist nicht schlimm, weil der CIS in Domodossola zur planmäßigen Abfahrtzeit überhaupt erst ankommt und noch einen Lokwechsel vor sich hat. So steigen wir relativ gemütlich ein - in die aus italienischer Sicht gut gereinigten Wagen mit dem Charme der frühen 90ziger Jahre - und suchen unsere Plätze für die kurze Fahrt durch den Simplon. Widererwarten verfügt die Lok über eine blitz blanke Außenhülle... Die Hoffnung, dass dies auf das Wagenmaterial übertragen werden konnte, blieb eine unerfüllte Hoffnung, die selbst hübschen jungen Italienerinnen den Gang zur Toilette unmöglich machte.

In Brig ist es dunkel, aber der Weg zum Hotel ist angenehm kurz und wir sind recht froh darüber.
Man geniesst das Essen, fachsimpelt, wundert sich wieso der Eisenbahnbetrieb in der Schweiz auch sicher und (!!!) einfach gestaltet werden kann, schreibt Reiseberichte und lässt den Tag so angenehm ausklingen.

PS: habe gelernt, die Schweizer haben extra ein paar Tunnel dafuer gebaut <-- Matthias
PS2: ich wurde unterwegs gebeten, zukünftig vielleicht etwas weniger ehrgeizige Anschlüsse zu planen, weil man sonst so starke Nerven braucht, aber es hat doch alles geklappt, oder? Ok, in DB-Land wäre man von vornherein anders vorgegangen... <-- Reinhard
PS3: Inzwischen ahnen wir, warum. Wenn die Gruppenreservierungsstelle nämlich, wie offenbar üblich, die zuständigen Betriebsdisponenten mit informiert, ist das schon mal mehr als die halbe Miete.

1 Kommentare:

Am/um 16. Februar 2009 14:51 , Blogger Ifra-HB-D meinte...

Was sind unsere nordischen Regionalexpress-Züge, die am Schneeregen geprägten Sonntag in Bremen kreuzen, schon zu den Bahnen zwischen den schneereichen Gipfeln in gleißender Alpensonne???!!!
Viel Spaß noch auf dem letzten Teil der Reise.

 

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