Hindernisse auch am Gotthard

Zwar letztlich nur mit einer Stunde Verspätung, aber mit deutlich weniger Schlaf als geplant kamen die norddeutschen Teilnehmer zurück. Eine Streckensperrung am Gotthard wegen Lawinengefahr führte zur Umleitung des CNL 40400 via Simplon und zu Schienenersatzverkehr per Kleinbus von Bellinzona nach Basel Bad Bf.
Verdächtig und leicht beunruhigend erschien das "soppresso" an der Stelle auf der Zuganzeige, wo sonst üblicherweise das Abfahrgleis steht. Nur stand da sonst nichts, gar nichts, überhaupt nichts. Auch nicht der rote Hinweistext, der üblicherweise bei Änderungen der Betriebslage zum Einsatz kommt und den wir auf dieser Reise schon gelegentlich gesehen haben. Also nahmen wir erst mal an, es sei eine größere Verspätung und daher noch nicht klar, auf welchem Gleis die Abfahrt stattfinden würde. Der rege Zugverkehr durch den Bahnhof in beide Richtungen ließ eigentlich nichts Schlimmeres erwarten und wir vertrieben uns die Zeit durch Beobachtung der Anzeige der Zugnummermeldeanlage, die auch nur regen Zugverkehr und nicht etwa eine Streckensperrung zeigte, allerdings eine "400" auch nirgends auftauchen ließ.
So drei Minuten vor Abfahrtzeit dann kam eine ausschließlich italienisch, wenn auch in der Wiederholung etwas langsamer vorgetragene Lautsprecherdurchsage, die nun eindeutig besagte, dass der Zug wegen einer Streckensperrung ausfalle. Nach einer Schrecksekunde dann kam die Ankündigung, es verkehre ein Ersatzverkehr vom Bahnhofsvorplatz. Wie bereits erwähnt: ausschließlich italienisch, bei einem internationalen Zug. Und das waren die einzigen Informationen, die es überhaupt gab, ein leibhaftiger SBBler tauchte nicht auf.
Am Bahnhofsvorplatz stand ein 12sitziger Kleinbus mit einem älteren Fahrer, der uns fragte, ob wir nach Basel wollen und uns dann schwungvoll in seinen Bus einlud. Eine Kölnerin, zu Besuch bei ihrem bei der NEAT arbeitenden Sohn, schloss sich uns einfach mal an und so waren wir dann acht Personen auf der nächtlichen und völlig autofreien Gotthardautobahn. Zwei Versuche, einen Tankstopp einzulegen, scheiterten an geschlossenen Tank- und Rastanlagen, dafür war zwischen Biasca und Erstfeld eine ganze Menge Schnee überall.
Drei Stunden später kamen wir in Basel Bad Bf an, erst mal niemand zu sehen, der irgendwas wissen könnte. Oben am Bahnsteig stand dann aber der ebenfalls umzuleitende Gegenzug, der zum Glück über einen engagierten Zugführer verfügte, der uns immerhin sagen konnte, wann unser über Domodossola umgeleitete Zug planmäßig kommen sollte und dass er mindestens 40 Minuten Verspätung habe. Es lief auch noch ein StuS-Mitarbeiter herum, der aber betonte, dass er gar nichts wisse. Immerhin konnte er uns aber doch die leidlich beheizten Warteräume zeigen.
Der Zugführer des Gegenzuges hat jedenfalls erst mal eine gestrandete Tessinerin an den Busfahrer weitergereicht, so dass die mit ihm zurück nach Bellinzona fahren konnte. Auch ein gestrandeter SBB-Lokführer, der offenbar eigentlich mit dem Zug in den Feierabend fahren wollte, schloss sich an.
40 Minuten nach der Planankunft erschien unser Zug "pünktlich" und wir nahmen noch etwas Schlaf in unserem Abteil. Immerhin wusste der Betreuer Bescheid und verzichtete auch auf das Einsammeln der Fahrkarten.
Ging also eigentlich alles ganz gesittet ab. Ein richtig schwaches Bild war in Bellinzona die Fahrgastinformation der SBB äh FFS, von denen wir ja wissen, dass sie das auch besser können. Und angesichts des beobachteten regen Zugverkehrs fragten wir uns schon, wie das mit einer Streckensperrung zusammen ging. Aber man muss ja nicht alles verstehen.
Der Ausreißer des Tages war dann aber noch der Zub des Anschlusszuges, bei dem wir selbstverständlich (mit Ankunftsverspätung +50 in Frankfurt) die Zugbindung nicht einhalten konnten. Er bemängelte die fehlende Verspätungsbescheinigung, bestand darauf, dass er uns "nur aus Kulanz" mitfahren lasse und wollte natürlich auch die nicht nutzbaren Reservierungen nicht bescheinigen, geschweige denn, erstatten. Ich hatte nur keine Lust mehr auf Diskussionen.
Willkommen in Deutschland.
Aber es war wieder mal schön, Leute!
1 Kommentare:
Die Gotthardbahn war laut Presse ab Betriebsschluss bis Mittag gesperrt.
Die Zusammenarbeit zwischen CNL und SBB scheint generell eher mässig. Bei einem ähnlichen Fall in Brig mit Zugsausfall zwischen Mailand und Brig wegen Streiks gab es keinerlei Informationen.
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